Resita-Reschitz - Erinnerungen an Herkunft-Zuhause

Internetpräsenz Friedhelm Krisch
Banater- Marienfelder- Nostalgien und Erinnerungen.
Direkt zum Seiteninhalt
Entstehungsgeschichte von Reschitz


Im Jahre 1771 wurde im Zuge der Erweiterung des Bogschaner Eisenwerkbetriebes, zwanzig Kilometer flußaufwärts im Bersautal, oberhalb des alten rumänischen Dörfchens RESITA, das Eisenwerk RESCHITZ gegründet. Zur Versorgung der Werke mit Holzkohle wurden in den Urwäldern der Semenikhänge die Waldarbeiterdörfer STEIERDORF (1773) und FRANZDORF (1793) angelegt. Das war praktisch die Geburtsstunde einer kleinen Arbeiterstadt die im Laufe der Geschichte Rumäniens und sogar Europas eine nicht unwichtige Rolle spielen wird. Zum Aufbau und Betrieb der Banater Berg- und Hüttenindustrie wurden von der Wiener Hofkammer fachkundige Berg- und Hüttenleute, Schmelzer und Röster, Kupferschmiede, Hammerschmiede, Eisenknechte, Hütten-, Bau- und Pochmeister von auswärts, aus verschiedenen Teilen der österreich-ungarischen Monarchie, zunächst aus der Zips (eine deutsche Sprachinsel in Oberungarn, heute Slowakei), dann aus Tirol, aus der Steiermark, aus Salzburg, aus Böhmen usw. in wiederholten größeren und kleineren Transporten hereingebracht. Diese aus der Fremde importierten deutschen und tschechischen Facharbeiter bilden den Grundstock der Banater deutschsprachigen Arbeiterbevölkerung. Gleichzeitig entwickelte sich ein deutschsprachiger Dialekt der hauptsächlich auf das österreichische Deutsch aufbaut. Durch die Tatsache daß in Reschitz fast jeder mindestens zwei Sprachen beherrscht (rumänisch und deutsch oder rumänisch und ungarisch; manche auch alle drei) ist das Reschitzarerische mit Wörtern aus diesen Sprachen marmoriert welche der Sprache sehr viel Farbe und Lebendigkeit verleihen.
Neben dem Hüttenwerk entstanden nun in Reschitz große Maschinen- und Metallbauunternehmen. Der gute Ruf der Produkte machte schnell weltweit die Runde, so daß Aufträge aus Österreich, Serbien, Frankreich bis Persien die Folge waren. So entstanden die großen Donau- Theiss- und Maroschbrücken, genauso wie die Schienen für den Orientexpress und der Bagdadbahn in Reschitz. Sogar Teile des Eiffelturms sind in Reschitz gefertigt worden. Dazu kam eine Lokomotivfabrik, die 1870 schon Schmalspurbahnen herstellten. (Eine davon steht im technischen Museum in Wien). Die Eisenbahn brachte einen erneuten Schub für die Region und so wurde kurz nach der legendären Simmeringbahn, eine zweite noch engere Bergbahn zwischen Steierdorf und Anina gebaut. Weltweiten Ruhm erntete Reschitz schließlich mit dem Bau der ersten geschweißten Gitterbrücke überhaupt. Die Zweite folgte einige Jahre später. Beide stehen heute noch in Reschitz. Die Stadt sowie die Gegend erreichten ihre Blüte in den Jahren kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Während des zweiten Weltkrieges wurde Reschitz zu einer wichtigen Waffenschmiede der Nazis (Göhringwerke). Fatal für die deutschen Einwohner, die später von den Russen und Rumänen in Arbeitslager nach Rußland oder dem Baragan verschleppt wurden. Danach bedingt durch den Umsturz des Regimes und der darauffolgenden Enteignung der Hütten- und Maschinenbauwerke ging es langsam aber stetig bergab.
Während des kommunistischen Regimes fiel Reschitz den größenwahnsinnigen Ambitionen des Diktators N. Ceausescu zum Opfer. Ganze Stadtviertel mußten Industrieprojekten weichen die schon zur Zeit ihrer Konzeption völlig bar jeder Wirtschaftlichkeit waren.
Texte von: Prof. A. Tietz, W. Henn, O. Vetrovetz
Quelle:HOG Reschitz
Reinklicken lohnt sich
Zurück zum Seiteninhalt